Bruderklausenmesse
Für die nationale Feier der Heiligsprechung Niklaus' von Flüe in Sachseln komponierte Johann Baptist Hilber im Auftrag der Regierung des Standes Owalden eine Ordinariumsmesse für zwei Soli, gemischten Chor und Orgel. Da der Festgottesdienst im Freien geplant wurde und überdies Zeitnot bestand, hatt Hilber den Blasmusikpraktiker Otto Zurmühle zugezogen, der den ganzen Orgelpart auf dreizehn Instrumente einer Harmoniemusik übertrug. In dieser Fassung wurde die Messe am 25. Mai 1947 (Pfingsten) in Sachseln uraufgeführt.
Schon damals zum nahen Freundeskreis Hilbers zählend, ist mir betraut, dass er der farbig registrierten Orgel nur einige wenige Instrumente zufügen wollte. Sein leider unerfüllt gebliebenes Vorhaben hat später der Fach versierte Komponist Paul Huber mit nur acht Blechbläsern verwirklicht.
Wer diese Mess mit Orgel alleine oder in der instrumentalen Ur- oder Neufassung aufführt, sollte die bäuerliche Lebensstätte des Eremiten betrachtend in sich aufnehmen: Das abgeschiedene raue Waldtal, von der rauschenden Melchaa durchflossen, von steil-aufsteigenden Alpweiden umsäumt, aus der Höhe die Betrufe der Hirten.
Hilber hat sein Werk aus dieser Landschaft empfunden. Das Hauptmotiv, ein Obwaldner Betruf, hat er wundervoll variirt in jedem Messeteil, im Dona nobis pacem verbunden mit dem Glockenmotiv. Hilbers Bruderklausenmesse gehört zu den bedeutenden schweizer Kirchenmusikwerken.
Die Hubersche Neufassung ist anlässlich der Appenzeller Landsgemeinde am 27. April 1986 uraufgeführt worden.
Johannes Fuchs, St. Gallen