MUSICA FLORENS
Festschrift für Rudolf Scheidegger
Herausgegeben von Felix Pachlatko
Kurzdarstellung der Beiträge und Biographien der Autor*innen
Heinz Balli
Em. Organist am Berner Münster und em. Professor an der Musikhochschule Bern.
Einige Gedanken und Erfahrungen bezüglich der Rolle von Expertinnen und Experten in Prüfungen, Wett-bewerben und Stellenbewerbungen von angehenden Musikerinnen und Musikern.
Heinz Balli erörtert Fragen der Beurteilungskriterien und deren Anwendung in Prüfungen. Gibt es objektive Kriterien, wie steht es mit der Toleranz? Bin ich unabhängig?
Eva und Marco Brandazza
Kirchenmusiker*in in Emmen LU und Obervaz GR. M.B. ist Gründer und Leiter des Orgeldokumentations-zentrums an der Luzerner Musikhochschule und E.B. ist wissenschaftliche Mitarbeiterin ebenda.
Noch unveröffentlichte Musik für Orgelduo.
Das Ehepaar Brandazza hat im Verlaufe von über 20 Jahren mangels genügender und v.a. auch geeigneter neuerer Musik für Orgelduo, sei es zu 4 Händen und Füßen oder für zwei Orgeln, an befreundete Kompo-nisten Aufträge erteilt. Hier werden diese Werke analysiert und ihr Entstehungshintergrund besprochen.
Günther Fetz
Em. Professor für Orgel am Landeskonservatorium Vorarlberg in Feldkirch, langjähriger Cembalo-Duopart-ner von Rudolf Scheidegger.
"a due".
Amüsanter Rückblick auf fast 30 Jahre Duopartnerschaft. Man erhält Einblick in die hürdenreichen Reisen und Konzertvorbereitungen mit 2 Cembali. Durchaus unkünstlerische Beschwerlichkeiten und Entbehrungen beim Transport und Stimmen der Instrmente nebst Verständnislosigkeit von Zöllnern, Hauswarten etc. bilde-ten den Alltag beim Konzertieren. Aber auch wunderbare Begegnungen mit Künstler*innen, Zuhörer*innen, Landschaften und Orten mit ihren auch kulinarischen Reizen waren Teil einmaliger Erlebnisse.
Über Orgelimprovisation.
Erweiterte Fassung eines Booklettextes zu einer Orgelimprovisations-CD. Auseinandersetzung mit der Fra-ge, was Improvisation auszeichnet und welche Grenzen ihr gesetzt sind. Ist es sinnvoll, eine Improvisation aufzunehmen?
Hilmar Gertschen
Organist und Orgellehrer im Wallis. Kenner der Walliser Orgeln und ihrer Geschichte.
Orgelgeschichte des Wallis.
Erster umfassender Überblick über Bestand, Bau und Geschichte der Orgeln des Wallis. Darstellung von weit über 60 Orgeln des gesamten Wallis von den Anfängen bis zum Jahre 1900.
Peter Hagmann
Promovierter Musikwissenschafter. Langjähriger Redaktor der Neuen Zürcher Zeitung.
Dokumente eines Zerfalls? Quellen für die Zukunft? Max Regers Interpretationen eigener Werke.
Das Hören der Welte-Aufnahmen von Regers eigenen Werken ruft bei heutigen Kenner*innen Entsetzen und Fassungslosigkeit hervor. Peter Hagmann bleibt nicht bei schnellen Erklärungsversuchen stehen, die Regers Aufnahmen als verunglückt abtun wollen, sondern deckt wesentliche Unterschiede der Spiel- und Klangäs-thetik auf, die uns heute von damals trennen. Dies führt zur Frage, ob wir heute Reger tatsächlich richtig ver-stehen. Wie könnte und sollte eine genaue Analyse der Aufnahmen unser heutiges Spiel verändern?
Martin Hobi
Kirchenmusiker. Chefredaktor der Fachzeitschrift Musik und Liturgie.
„Er kannte alle meine Kompositionen“. Neu entdeckt: Orgelgrüße von „Moe“ auf Postkarten.
Der Zuschlag bei einer Auktion war Anfang einer „Entdeckungsreise“. Der Komponist Albert Moeschinger sandte seinem Musikerfreund Ernst Müller in Basel ein Woche lang täglich eine musikalische Postkarte. Müller legte damit ein bibliophil gestaltetes kleines Album an, das in der Öffentlichkeit jedoch nicht bekannt wurde. Martin Hobi zeigt und beschreibt diese nun in seinem Besitz befindlichen Miniaturen und macht sie damit erstmals der Öffentlichkeit zugänglich.
Dorothea Jappe
Bratschistin, spezialisiert auf Instrumente in alter Mensur. Als Solistin und Consortspielerin auf Viola und Viola d'Amore weitgereist. Daneben Ausbildung in den Bildenden Künsten. Besonderes Interesse an alten Drucktechniken. Die Zinkographie „organo pleno“ ist eigens für dieses Buch und als Geschenk an Rudolf Scheidegger entstanden.
Alois Koch
Kirchenmusiker und Musikwissenschafter. Viele Jahre Leiter der Akademie für Schul- und Kirchenmusik in Luzern, danach Rektor der Hochschule Luzern / Musik.
Charles Tournemire (1870-1939) Petites Fleurs Musicales op. 66. Wenig bekannte Orgelmusik für die Praxis.
Trotz Tournemires unbestrittener Bedeutung als Komponist sind seine Werke wenig bekannt geworden. Alois Koch bricht eine Lanze für den kleineren der beiden großen zyklischen Werke für Orgel, bespricht die einzel-nen Stücke und macht Vorschläge, wie sie im gottesdienstlichen Kontext verwendet werden könnten.
Hans-Martin Linde
Einer der führenden Block- und Traversflötisten seiner Zeit, aber auch als Chor- und Ensembleleiter bekannt.
Méditation für Orgel. Für Rudolf Scheidegger zum Achtzigsten.
Kleine, stimmungsvolle Komposition vom Umfang einer Seite. Erstveröffentlichung in diesem Buch.
Rudolf Meyer
Kirchenmusiker mit Schwerpunkt Orgel. Viele Jahre Organist der Stadtkirche Winterthur und Professor an der Zürcher Musikhochschule in Winterthur.
Im Gespräch mit dem Wind-Klang-Organ.
Fiktives Interview mit der Orgel als eigenständige „Persönlichkeit“. Wie ist ihre heutige Befindlichkeit, wel-che Erfahrungen machte sie bis anhin mit ihrem Umfeld, den Spieler*innen, Orgelbauer*innen, Pfarrer*innen, Architekt*innen und den Zuhörer*innen.
Fritz Näf
Ausbildung in Gesang. Einige Jahre Lehrer für Gesang an der Schola Cantorum Basiliensis. Gründung und viele Jahre Leitung der „Basler Madrigalisten“ und des „Schweizer Kammerchores“. Rektor des Winterthu-rer Konservatoriums und danach der Musikhochschule Zürich-Winterthur.
Die Basler Madrigalisten und Rudolf Scheidegger.
Die Basler Madrigalisten hatten, als noch namenloses Ensemble, ihren Anfang auf Einladung von und zusam-men mit Rudolf Scheidegger in der Basler Peterskirche. Daraus entspann sich eine über Jahre währende frucht-bare Zusammenarbeit.
Felix Pachlatko
Organist und Musikwissenschafter. Emeritierter Organist am Basler Münster und ehem. Lehrer an der Mu-sikakademie Basel.
Einige Bemerkungen zum Distinctius Problem von BWV 633 „Liebster Jesu, wir sind hier“ im Orgel=Büch-lein von J.S. Bach.
Bachs eigene Anmerkung distinctius nach der Titelschrift von BWV 633 lässt sich mit Hilfe der bisher üb-lichen Analysemethoden nicht erklären. Zieht man hingegen in Betracht, dass Bach nachweisbar eigene Signatu-ren, Widmungsnamen, Choralzitate u.a. mittels gematrischer Verschlüsselungen in seiner Musik versteckte, er-öffnen sich neue und überraschende Deutungsmöglichkeiten. Dieses Deutungsfeld ist und bleibt zwar per de-finitionem unsicher, kann aber dennoch nicht ausgeblendet werden.
Bernhard Ruchti
Beschäftigt sich als Pianist, Organist und Musikwissenschafter sowohl in Interpretation wie auch Forschung intensiv mit der Aufführungspraxis des 19. Jhdts.
Sursum Corda – Empor die Herzen! Franz Liszts Requiem für Orgel als musikalische Verdichtung des „We-sentlichen“.
Liszts Tendenz in den Spätwerken zur Reduktion der Satzdichte, des Tempos und jeglicher äußerer Drama-turgie lassen eine Hinwendung zu einer mystischen Versenkung erkennen. Das Ergebnis ist eine Steigerung der „inneren“ Dramaturgie mittels Fokussierung auf das Wesentliche. Darin ist Liszt weit vorausweisend et-wa auf die reduktive Musik eines Arvo Pärt oder der Minimal Music.
Therese Rupp
Master-Abschluss in Englischer und Französischer Philologie. Kirchenmusikerin mit Schwerpunkt Orgel.
Felix Mendelssohn-Bartholdys kirchenmusikalische Tätigkeit in England und seine persönliche Wirkung auf die britische Politik und Gesellschaft.
Mendelssohn entfaltete bei seinen insgesamt zehn Reisen nach England eine zunehmend vielseitige Wirk-samkeit. Als Komponist war er stilprägend, als Organist machte er England bekannt mit Bachs Orgelmusik und deren Anforderungen an das Pedalspiel. Die bis anhin weitgehend pedallosen Orgeln Englands wurden in großer Zahl umgebaut und neue Orgeln nach deutschen Vorbildern errichtet. Aber auch seine Kontakte zu höchsten Kreisen, bis hin zu Königin Viktoria und begeistert orgelspielendem Ehemann Prinz Albert, waren nicht ohne Einfluss auf die Haltung Englands gegenüber Deutschland einerseits und die Demokratisierungs-bemühungen intellektueller Kreise andererseits. In Mendellsohns Person und Kunst fanden sich diese gegen-sätzlichen Strömungen in gewisser Weise versöhnt und vereint und waren so ein Beitrag zur legendären pax britannica.
Martin Sander
Doktor der physikalischen Chemie. Musikstudium mit Schwerpunkt Orgel. Professor an den Musikhoch-schulen in Basel und München.
Zur Frage des Pralltrillers bei J.S. Bach.
Ist der auf eine betonte Taktzeit im unteren Sekundabstand folgende Triller als tremblement lié zu spielen, oder soll die obere Nebennote nochmals angeschlagen werden? So eindeutig scheint die Antwort nicht zu sein, wie anhin geglaubt wurde. Der Bach-Sohn C.Ph.E. Bach und der Bachschüler J.F. Agricola plädieren in ihren Schriften, trotz eines offensichtlichen Widerspruchs, für ein nochmaliges Anschlagen.
Georg F. Senn
Restaurator historischer Tasteninstrumente mit Spezialisierung auf frühe Hammerklaviere.
Muzio Clementi (1752-1832). Exponent des englischen Klavierbaus und Förderer der Entwicklung des Kla-viers ganz allgemein.
Im Vorfeld einer umfangreichen Restaurierung eines Tafelklaviers von Muzio Clementi & Co. erforschte der Autor den Werdegang Clementis und seinen Einfluss auf die Entwicklung des Hammerklaviers in der zwei-ten Hälfte des 18. Jhdts. und dem ersten Viertel des 19 Jhdts.
Stephan Thomas
Musiker mit den Schwerpunkten Orgel und Musitheorie. Musikwissenschafter. Organist der ev.-ref. Stadt-kirche St. Martin in Chur. Dozent für Musiktheorie und Kulturjournalist mit den Themen Musik, Gastrono-mie und Wein.
Welchen Wein schenke ich meinem Organisten?
Die Namen zahlreicher Weine wecken Assoziationen zur Orgel als Instrument, aber auch zum kirchlichen Umfeld der Orgel. Da Organisten laut Erfahrungen des Autors in der Regel Genießer sind, stellt sich beinahe zwangsläufig die Frage nach dem situativ passenden Wein.
Takako Yokote
Musikstudium mit Schwerpunkt Orgel. Organistin und Dozentin für Orgel in Japan.
Eine Ortsbestimmung für die Orgel zwischen Kirche und säkularer Welt in Japan.
Nach ersten und nur kurz dauernden Anfängen im 16. Jhdt. gewann die Orgel in Japan erst nach dem ersten Weltkrieg an Bedeutung. Das Interesse gilt aber nur dem Instrument und nicht seinem kirchlichen Kontext. So sind große Instrumente überwiegend in Konzertsälen zu finden. Die Autorin geht der Frage nach, welche Konsequenzen dies hat und welche Änderungen bezüglich der Wahrnehmung der Orgel zu wünschen wären.