Triptychon ist der Begriff für ein dreiteiliges Gemälde wie zum Beispiel für einen gotischen Flügelaltar. Bei geöffneten Altarflügeln sieht man drei verschiedene Bilder einer biblischen Szene (rechts - mitte - links), und auch bei geschlossenen Flügeln ist ein Bild sichtbar, das auf die Aussenseite der Flügel gemalt ist.
Das Triptychon für Blasorchester ist eine musikalische Umsetzung des Gebirgstales Sörenberg im Entlebuch, LU. Die Aussenseite der Altarflügel zeigt das Tal beim ersten Eindruck: majestätische Berge und liebliche Hügel, musikalisch dargestellt im Intro durch das majestätische Paukenmotiv zu Beginn und das darauffolgende liebliche Horn-Motiv (Takt 7 etc.). Aus diesen beiden Motiven sind fast alle Themen des Triptychons gebaut.
Die drei Bilder (bei geöffneten Altarflügeln) sind die drei markantesten Berge rund um Sörenberg: die Schrattenfluh, die Hagleren und das Brienzer Rothhorn. Das Triptychon für Blasorchester beschreibt die Eigenarten dieser drei sehr verschiedenen Berge.
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I. Schrattenfluh: Von weitem wirkt die Schrattenfluh wie ein riesiges, silberglänzendes Schneefeld, das sich über dem Wald erhebt und in eine Gebirgskette übergeht. Tritt man aber aus dem Wald heraus, entpuppt sich dieses vermeintliche Schneefeld als ein Riesenacker aus messerscharfen Steinen und Felsgebilden, zwischen denen grausige Höhlen gähnen. Es erstaunt nicht, dass um die Schrattenfluh viele Sagen entstanden, die von einem Fluch berichten, der über dieser ehemals saftigen Alpweide liege.
II. Hagleren: Über der Dorfkirche erhebt sich die Hagleren, ein Berg, der vom Dorf aus so klassisch dreieckig aussieht, wie Kinder Berge malen. Besonders in der Abendsonne strahlt die Hagleren Harmonie und Frieden aus und wirkt wie die Verkörperung des Alpsegens - jenes Alpsegens, der in den vergangenen Jahren Abend für Abend von der gegenüberliegenden Alp Silwängen am Fusse der Schrattenfluh herüberklang. Am Ende des Satzes ist ein kurzes Zitat aus dem originalen Silwänger-Alpsegen eingewoben, begleitet vom Klang der Abendglocke und einem Alphornruf.
III. Emmensprung: Am Fusse des höchsten und gewaltigsten der drei Berge, dem Brienzer Rothorn, entspringt die Emme. Dieser sogenannte Emmensprung steht als drittes Bild stellvertretend für das Brienzer Rothhorn. Von Ferne meint man, der Emmensprung sei nicht eine, sondern zwei Quellen auf einmal; denn kaum ist das Wasser aus dem Berg hervorgesprudelt, wird es schon geteilt und stürzt einige Meter tief als zwei Wasserfälle über eine Felswand, bis die beiden Bäche sich wieder finden und gemeinsam das Tal durchfliessen, vorbei an Hagleren und Schrattenfluh. Der zweigeteilte Emmensprung wird in den abwechselnden Achtelfiguren der Klarinetten (links) und Saxofone (rechts) dargestellt. Am Ufer der Emme beobachtete ich das Spiel des Wassers und kam so auf die verschiedenen Ostinato-Figuren und auf die Lichteinstrahlungen der Sonne, die ich als Crescendo-Klänge des Blechs umsetzte. (ab Takt 393).